Electroboy

Marcel Gisler, Schweiz, 2014o

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Electroboy erzählt die Lebensgeschichte von Florian Burkhardt, der aus beengten Schweizer Verhältnissen in die Welt hinauszieht auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung. Er erfindet sich in kürzester Zeit immer wieder neu, wechselt Milieus und Karrieren wie andere ihre Hemden. Doch entpuppt sich dieses Leben immer mehr als Flucht vor der eigenen Geschichte, die ihn unerbittlich einholt.

Realisiert vom schwulen Deutschschweizer Regisseur Marcel Gisler, dem wir Spielfilme De Fögi isch en Souhund und Rosie verdanken, ist Electroboy ein beeindruckendes Porträt, das weit über sein vordergründiges Thema hinausgeht. Florian Burkhardts hochmodernes Schicksal offenbart mit seinen Höhen und Tiefen sowohl die Unzulänglichkeit des traditionellen Erziehungsmodells in einer Welt, die kein Grenzen nicht mehr kennt, als auch die Illusionen einer virtuellen Berühmtheit. Während er zu einer Art Familientherapie beiträgt, hält der Regisseur den richtigen Abstand zu seinen Gesprächspartnern und fungiert als Seismograph unserer Zeit.

Norbert Creutz

Der Überfülle an Dramatischem, welche das Leben von Ex-Top-Model, Partyguru und IV-Bezüger Florian Burkhardt bereitstellt, wird der Dokfilm mit smarter Montage gerecht.

Julia Marx

Galerieo

Tages-Anzeiger, 24.11.2014
«Electroboy»

Seine Wirklichkeit sieht manchmal aus wie erfunden.

Von Christoph Schneider

Es ist sehr spannend, «Electroboy», den ersten Dokumentarfilm des Schweizer Regisseurs Marcel Gisler («Rosie») unter dem Aspekt zu betrachten, die Biografie, von der er berichtet, sei erfunden. Man empfände es als sympathischen Zug der Realität, wenn sie Florian Burkhardt, einst bekannt als «Electroboy», nicht erlaubt hätte, mit seinem Leben so arrogant verschwenderisch umzugehen. Und wenn sie ihm nicht eine Illusion von Genialität aufgebürdet hätte, die dann in der Zwangsneurose endete. Denn die Idee, dass Genie und Wahnsinn zusammengehören, ist ja nur als Fiktion eine poetische Angelegenheit.

In Gislers Film ist sie ein wirkliches Elend. Sie führt etwa in eine Bochumer Wohnung, wo Burkhardt in den letzten Jahren ein ungeniales, zwangsgesteuertes Nichtleben lebte, zusammen mit Medikamenten und einem Mops, dem er jeden Tag den Hintern auswischte.

Dies ist die Geschichte von einem, dem die Welt erst zu klein und langsam war und dem sie jetzt viel zu gross, schnell und bedrohlich ist. Es waren ihm so viele Talente gegeben, dass er nie recht wusste, wohin damit. Wenn er es zu wissen glaubte, hatte er Erfolg oder fast: als Filmschauspieler und Model, als Internetpionier und Partyveranstalter und einmal sogar fast in der Liebe. Aber mit dem Erfolg stellte sich immer der Überdruss ein. Bis eine generelle Seinsangst und viele krankhafte Einzelängste ihn packten und ihm den Strom abdrehten.

Vielleicht war die Angst immer schon da, und die überhebliche Exzentrik, mit der er seine Begabungen und Freunde verschliss, war eine ihrer Ausdrucksformen. An die endgültige Lebenswahrheit ist Marcel Gisler auch nicht herangekommen. Aber er tat mit zurückhaltender Empathie und psychologischer Sorgfalt, was gute Dokfilmer tun: Er erwog das Wahrscheinliche im Elektrolicht und im Schatten einer Familiengeschichte. Und so kennen wir den wirklichen Florian Burkhardt, der sich immer selbst erfand und manchmal aussieht wie erfunden, jetzt ziemlich gut. Wahrscheinlich.

© Alle Rechte vorbehalten Tages-Anzeiger. Zur Verfügung gestellt von Tages-Anzeiger Archiv
sennhausersfilmblog.ch, 08.08.2014
© Alle Rechte vorbehalten sennhausersfilmblog.ch. Zur Verfügung gestellt von sennhausersfilmblog.ch Archiv
The Hollywood Reporter, 24.08.2014
© Alle Rechte vorbehalten The Hollywood Reporter. Zur Verfügung gestellt von The Hollywood Reporter Archiv
Le Temps, 16.05.2015
© Alle Rechte vorbehalten Le Temps. Zur Verfügung gestellt von Le Temps Archiv
Interview mit Marcel Gisler
/ arttv.ch
de / 09.11.2014 / 7‘31‘‘

Diskussion über Narzissmus
/ electroboy.ch
de / 07.05.2019 / 64‘07‘‘

Interview mit Florian Burkhardt
/ Budder bei die Fische
de / 07.05.2019 / 45‘00‘‘

Hintergrundbericht zum Film
SRF Kultur / SRF
de / 30.11.2014 / 05‘08‘‘

Rencontre avec Marcel Gisler, réalisateur d'"Electroboy"
Von Pierre Philippe Cadert / RTS - Vertigo
fr / 40‘37‘‘

Podcast mit Florian Burkhardt
Von / SRF
de / 59‘23‘‘

Filmdateno

Genre
Dokumentarfilm, LGBTQIA+
Länge
113 Min.
Originalsprache
Deutsch
Wichtige Auszeichnungen
Schweizer Filmpreis 2015: Bester Dokumentarfilm
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung6.8/10
IMDB-User:
6.8 (138)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen q

Cast & Crewo

Florian Burkhardt
Hildegard Burkhardt
Peter J. Burkhardt
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Bonuso

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Interview mit Marcel Gisler
arttv.ch, de , 7‘31‘‘
s
Diskussion über Narzissmus
electroboy.ch, de , 64‘07‘‘
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Interview mit Florian Burkhardt
Budder bei die Fische, de , 45‘00‘‘
s
Hintergrundbericht zum Film
SRF, de , 05‘08‘‘
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gGeschrieben
Besprechung Tages-Anzeiger
Christoph Schneider
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Besprechung sennhausersfilmblog.ch
Michael Sennhauser
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Besprechung The Hollywood Reporter
Boyd van Hoeij
s
Besprechung Le Temps
Norbert Creutz
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hGesprochen
Rencontre avec Marcel Gisler, réalisateur d'"Electroboy"
RTS - Vertigo / fr / 40‘37‘‘
s
Podcast mit Florian Burkhardt
SRF / de / 59‘23‘‘
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